Meine Reise nach Prag

Meine Reise nach Prag,
Wir haben eine Silvesterreise nach Prag geschenkt bekommen. Zuerst der Text aus der Leistungsbeschreibung:
-Fahrt im Luxus-Reisebus
-3 x Übernachtung im ***-Hotel
-3 x Frühstücksbuffet
-Silvesterschifffahrt auf der Moldau mit festlichem Silversteressen, Live-Musik, 1 Glas Sekt, Mitternachtsimbis, inkl. Getränke während der Silvesterfeier
-halbtägige Altstadtführung Prag
-Insolvenzversicherung

Fangen wir von vorne an:
Die Fahrt im Luxus-Reisebuss begann damit, dass wir im Kalten standen und auf den Bus gewartet haben. Noch bevor der Bus kam, haben die ersten Mitreisenden mit Meckern angefangen. Als als Bus ankam, war ich etwas enttäuscht. Was der Luxus denn sein sollte, hat sich mir nicht ganz so erschlossen. Der Busfahrer war schlecht gelaunt und etwas desorientiert. Die Toilette war defekt, und es gab keinerlei Getränke oder etwas zu essen. Die Scheibenwischanlage hat nicht funktioniert und das Navigationssystem war das i-Tüpfelchen. Zusätzlich war die ganze Zeit das nervtötende Gemecker zu hören.

Das drei Sterne Hotel:
Das drei Sterne Hotel lag ganz malerisch in Prag 4 im Stadtteil Chodov. Es war schon einmal schwierig die richtige Rezeption zu finden. Zusätzlich musste sich jeder einzeln anmelden. Wenn vier Reisebusse gleichzeitig ankommen, ist das Chaos vorprogrammiert. Mit den Mecker-Rentnern echt kein Spaß. Irgendwann gab es dann auch die Karten, um ins Zimmer zu kommen.

Das Zimmer:
Schöne sechste Etage im Plattenbau. Das Bad ist sehr einladend.

Die Wartungsklappe ist professionell mit Silikon und Paketklebeband befestigt.

Die Dusche ist passend zum Altersdurchschnitt unserer Reisegruppe gestaltet. Eine Einstiegshöhe von 50 cm ist ja für alle ein Klacks.

Die Elektroinstallation ist auf neustem Stand und in einem top Zustand. Hier sind übrigens nur die Highlights aufgelistet. Die Zeit, wo eine Wartung ausreicht, hat man verpasst. Als nächstes ist eine Generalsanierung notwendig.

Die Eingangstür ist auch toll. Wo einst ein Türspion war, befindet sich jetzt innen ein Stück Klebeband und außen einfach ein Loch. Der eh schon dürftigen Schallisolation ist das nicht zuträglich. Aber nicht nur die Tür stellt für Schall kein Hinderniss dar. Nein, auch die Wände sind ausschließlich Sichtschutz. Der Vorteil ist, dass ein einziger Wecker für die ganze Etage reicht. Zusätzlich erleichtern die Lüftungsschächte die Kommunikation zwischen den Etagen.

Der Teppich ist professionell mit Klebeband festgelebt.

Die Teppichleiste ist für extreme Temperaturschwankungen mit einer Dehnungsfuge ausgestattet.

Ein weiteres Highlight ist die Deckendekoration aus Styropor…

…Außenwand.

Bemerkenswert ist die robuste Heizungsregelung. Auf ein Thermostat, das kaputt gehen kann, hat man vollständig verzichtet. Stattdessen regelt jeder die Durchflussmenge selber. Praktisch wird die Temperaturregelung damit digital. an oder aus.

An sich habe ich damit keine Probleme. Leider war ruhiges Schlafen aufgrund der Hellhörigkeit nicht möglich. Dafür weiß ich jetzt, das im Zimmer am Ende des Ganges nur zwei Kleiderbügel im Schrank hängen. Zwei Zimmer daneben gibt es nur RTL und Eurosport als deutschsprachiges Programm. Schräg gegenüber funktioniert noch nicht einmal RTL. Außerdem ist der Fernseher zu klein. Und Erika ist trotz klopfen nicht zur Tür und mit zum Abendessen gegangen.
Zusätzlich ist noch der Fahrstuhl mit vier Personen stecken geblieben.
An den Inhalt der Gespräche nachts kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber daran dass am nächsten Früh um kurz vor sechs der erste Wecker geklingelt hat und gleich ein paar Leute geduscht haben. Übrigens auch am 01. Januar.

Der Brandschutz im Hotel fügt sich genauso wie die Qualität des Essens im Hotelrestaurant stimmig in das Gesamtbild ein.

Deutlich positiv hat sich das Frühstück abgehoben.

In fast allen Punkten war Jugendherberge besser. Selbst meine Unterkünfte in Deutschland ohne Sterne haben eine bessere Figur gemacht.

Die Schifffahrt:
Ja, die Schifffahrt sollte um 20 Uhr starten. Als wir schon um 19 am Anleger standen und nicht aufs Boot gekommen sind, hieß es wieder, dass es erst um 20 Uhr los geht. Also sind wir noch einmal losgezogen, um einen Briefkasten zu finden. Als wir dann um 19:45 Uhr wieder am Anleger ankamen, hat das Schiff gerade abgelegt und ist davon gefahren. Super! Jedoch hat haben einige unserer Mitreisenden an uns gedacht. So kam es, dass das Schiff noch einmal zurück kam. An Bord gab es gleich noch einen Rüffel, dass die ¨Einschiffung¨ (sic) ja immer schon eine halbe Stunde vorher stattfindet und man auf einem Schiff immer eine halbe Stunde früher da sein muss. So weit so gut.
Die Tische waren so eng gestellt, dass man sich kaum bewegen konnte. Das Aufstehen hat selbst mir Mühe bereitet. Solche akrobatischen Bewegungen waren seit dem Sportuntericht der 12. Klasse nicht mehr nötig gewesen. Damals musste ich übrigens Bodenturnen machen, weil Judo schon voll belegt war.

Am Nachbartisch saß ein Teil der stets missmutigen Retnerinnen. Unter Alkoholeinfluss haben sie zwar nicht mehr rumgemeckert, das ständige Lachen war aber so laut, dass einem die Ohren weh getan haben. Man kann das Geräusch schlecht beschreiben. Manchmal gackern Hähne auch. Das ist ziemlich laut. Wenn zwanzig Hähne das dann gleichzeitig machen, hat man ungefähr eine Vorstellung der Geräuschkulisse.
Dazu gab es Live Musik mit Akkordeon und Geige. Die beiden Musiker haben sich viel Mühe gegeben und viele unsere Mitreisenden haben sich auch zum Mitsingen und Mitklatschen animieren lassen. So gesehen waren die beiden recht erfolgreich. Irgendwann war dann jemand von der Crew der Meinung, dass man das Radio noch einschalten müsste.
Da hatten wir dann also: Gackern, Musikgruppe und Radio gleichzeitig.
Unerträglich!
Zum Glück konnte man auch auf das Oberdeck gehen. Dort war es ruhig. Nur das Brummen des Dieselmotors war zu hören. Im Dunkeln ist der Ausblick auf die beleuchtete Stadt von der Moldau aus echt schön. Wenn da nicht der kalte Nieselregen gewesen wäre. So stand ich vor der Entscheidung: Entweder die Zeit im Vorhof der Hölle verbringen oder mir an einem schöneren Ort eine ordentliche Erkältung holen. Ich habe mich dann für die Erkältung entschieden. Eine Flucht war nicht möglich und wäre in der kalten Moldau wohl lebensgefährlich gewesen.

Das Feuerwerk kurz nach Mitternacht war übrigens beeindruckend.
Hinterher sind wir auf Glatteis zum Bus geschlittert und haben uns ins Hotel fahren lassen.

Nette Restaurants:
Irgendwann sind wir zu zweit losgezogen und einfach durch die Stadt gelaufen. Nach zwei Tagen habe ich auch ohne Bus vom Hotel zur U-Bahn gefunden. Für die meisten Mitreisenden scheint es eine Zumutung zu sein, den Linienbus zu nutzen. Bevor sie den benutzen, nehmen sie lieber ein Taxi. Im übrigen haben sie sich auch über die Getränkepreise beschwert. Im Bus gab es nichts zu kaufen und im Hotel war es ja soooo teuer.
50 Meter vom Hotel entfernt gab es einen kleinen Markt, der typisch für Prag ist. Hier gab es alles, was man so gebraucht hat. Auch 2 Liter Wasserflaschen für 15 Kronen das Stück. Da diese 50 Meter aber zu viel waren, hat man lieber 250ml für 80 Kronen gekauft und sich dann über die Wucherpreise beschwert. Aber eigentlich wollte ich über Restaurants schreiben.

Das erste in dem wir waren war in der Nähe der Synagoge. Wir haben nur eine heiße Schokolade und einen Tee getrunken, aber das Essen hat so lecker geduftet und sah so gut aus, das wir dort sicher noch einmal hingegangen wären, wenn wir noch Zeit gehabt hätten. Es waren einige Touristen dort und die Bedienung konnte Deutsch und Englisch.

Für das zweite sind wir einige Stationen mit der Straßenbahn gefahren. Dabei haben wir nach einem Restaurant Ausschau gehalten, das uns gefällt. Als dann endlich eins in Sicht kam, sind wir ausgestiegen und mussten feststellen, dass es geschlossen hatte. In der nächsten Querstraße gab es dann aber eine geöffnete Wirtschaft. Dort gab es keine Touristen mehr, sondern nur noch Tschechen. Zum Glück für mich gab es die Speisekarte noch in Englisch. Und ich muss sagen, das Essen war vorzüglich. Hirschgulasch mit Knödeln. Ein Traum. Seltsam war, dass auf der Karte stand ¨Service is not included¨. Scheinbar wird die nette Bedienung nur durch das Trinkgeld bezahlt. Ebenso verwunderlich war es für uns Deutsche, dass das Rauchen im Lokal erlaubt ist. Es ist schon seltsam, wie schnell man sich an das Rauchverbot gewöhnt hat.

Die Heimreise:
Es war recht schwierig, die Uhrzeit für die Heimreise in Erfahrung zu bringen. Die erste Antwort des Busfahrers war: ¨Nach dem Frühstück¨. Toll, das Frühstück ging von 6:30 bis 10 Uhr. Später meinte er dann so zwischen 9.30 und 10 Uhr. Von anderen Mitreisenden haben wir dann erfahren, dass um 9.30 die kommen sollen, die zuletzt aussteigen. Also waren wir die ersten am Bus. Abfahrt war um 9.45 Uhr. Die meisten konnten es wohl nicht erwarten, nach Hause zu kommen. Ich hatte aber auch die Nase voll vom ständigen Gemeckere und das Ende der Reise herbeigesehnt.
Der Busfahrer hat sich dann noch zweimal verfahren, weil er nicht auf die Schilder, sondern nur auf sein Navigationsgerät geschaut hat. Da dass die Stimmung nicht gehoben hat, ist ab Chemnitz die Route des Busses von mehreren Personen sehr genau überwacht worden.

Nachdem alle auseinander gestobt waren, konnte wir uns gemütlich ins Auto setzen und nach Hause fahren. Nun ja, hätten wir vielleicht. Aber aus der verschneiten Wiese war aufgrund des Tauwetters eine vor allem matschige Wiese geworden. Ehe ich gemerkt habe, was los ist, haben sich die Räder im Leerlauf im Matsch festgefressen.

Für so etwas ist mein Auto nicht gedacht. Zwar habe ich noch einige Hilfsmittel mit, um mir selber zu helfen, jedoch haben ein paar Leute vom Reiseunternehmen uns rausgeschleppt. Das war für mich natürlich weniger anstrengend und ging schneller.

Fazit:
Ich mache nie wieder eine Busreise, wenn ich das Hotel nicht kenne und wenn so viel Programm ist, bei dem man an eine Reisegruppe, die man nicht kennt, gebunden ist. Selber ein Hotel buchen und dann mit dem Zug nach Prag fahren wäre deutlich weniger stressig gewesen.